Was ist Tajine und woher kommt sie?
Bisher kanntest du Tajine noch nicht? Das liegt vielleicht daran, dass sie am häufigsten in Marokko, Algerien oder Tunesien verwendet wird. Hier bezeichnet Tajine sowohl einen spitz zulaufenden Schmortopf aus Ton oder Lehm als auch das (Schmor-)Gericht, das du darin zubereitest.
Wer sie erfunden hat? Die marokkanischen Nomaden. Und zwar vor Hunderten von Jahren. Doch bis heute spielt jener Tajine Topf immer noch eine wichtige Rolle in der nordafrikanischen Küche. Warum? Na, weil er sich so unheimlich vielseitig einsetzen lässt. Sowohl für herzhafte als auch süße Gerichte. Oder sogar zum Backen von Brot. Noch ein bisschen Angeberwissen zum Schluss: Tajine sprichst du übrigens "Tagin" aus.
Wie funktioniert der Tajine Topf?
Das Tolle beim Kochen mit dem speziellen Schmortopf: Die Zutaten garen bei niedriger Hitze besonders schonend in wenig Flüssigkeit. Dadurch bleiben alle Nährstoffe erhalten. Und die Zutaten bekommen ein wunderbares Aroma. Sozusagen einen speziellen Tajine-Geschmack. Ganz anders als beim „gewöhnlichen“ Kochen im Topf. Wie das funktioniert? Durch die besondere Garweise des Naturkochtopfs. Er vereint sozusagen Dampfgarer und Schmortopf in einem.
Die schonende Zubereitung ist dank der speziellen Form möglich. Der Tajine Topf besteht aus einem runden, flachen Boden. Und einem spitz zulaufenden, konischen Deckel. Letzterer mit einer kleinen Mulde an der „Spitze“. Auch Dampfsperre genannt. Diese wird immer mit kaltem Wasser gefüllt. Ich erkläre dir kurz, warum das wichtig ist.
Das Garen in dem Naturkochtopf funktioniert über einen Wärmekreislauf. Beim langsamen Erhitzen verdampft die Flüssigkeit im Topf. Der Dampf steigt nach oben und kühlt an der Dampfsperre sowie am Rand des Deckels schnell ab. Dadurch kondensiert er. Das Wasser läuft anschließend wieder nach unten in die Schale. So verteilt sich die Hitze gleichmäßig im Inneren und es entsteht ein Garkreislauf.
So benutzt du die Tajine richtig
Ich mag das Kochen mit dem Schmortopf, weil es so herrlich unkompliziert ist. Einfach Zutaten reinlegen, Deckel drauf und kaltes Wasser in die Mulde füllen – das war’s. Ab diesem Punkt garen Hühnchen, Kichererbsen und Gemüse gemütlich vor sich hin. Aber das Beste: Umrühren ist nicht nötig. Doch bevor es mit dem Kochen losgeht, musst du deine Tajine vorbereiten.
Erste Benutzung – Wässern und Einkochen
Mit einem traditionellen Tajine Topf aus Ton oder Lehm verhält es sich ähnlich wie mit einer Gusseisenpfanne. Je öfters du sie verwendest, desto besser werden ihre Eigenschaften. Sprich: Mit der Zeit bildet sich Patina, eine natürliche Antihaftbeschichtung. Dafür ist es aber wichtig, dass der Naturkochtopf ohne Glasur vorab gewässert und eingekocht wird. Das hat zwei Gründe:
- Das Wässern ist wichtig, damit später beim Erhitzen keine Risse im Material entstehen. Vor dem ersten Gebrauch ist die Oberfläche nämlich noch porös und saugfähiger, ähnlich wie bei einem Römertopf.
- Das Einkochen ist wichtig, um die Oberfläche zu versiegeln. Ansonsten nimmt der Topf den Geschmack deiner Zutaten auf.
Zugegeben, ein bisschen Vorbereitung ist schon nötig. Dafür wirst du hinterher aber mit wahren Geschmackserlebnissen belohnt. Zum Wässern und Einkochen gehst du am besten so vor.
- Boden und Deckel mindestens 3 Stunden in Wasser einlegen. Sie sollten vollständig bedeckt sein.
- Topfboden und Deckel großzügig einölen. Geeignet sind beispielsweise Sesamöl, Olivenöl, Distelöl oder Sonnenblumenöl.
- Zum Einkochen Salz oder Kartoffeln 20 Minuten scharf anbraten. Dafür die Hitze schrittweise bis zur höchsten Stufe erhöhen.
5 Gebote zum Kochen mit der Tajine
Sobald der Topf vorbereitet ist, kann’s mit dem Schmoren losgehen. Ich denke da an Tajine mit Zitronenhähnchen. Mit Lamm und Gemüse oder aber auch an Milchreis aus jenem Schmortopf. Oh, ja – auch Süßspeisen lassen sich darin unkompliziert zubereiten. Dabei gibt es beim Kochen auf dem Herd 5 Gebote zu beachten.
Erstes Gebot: Tajiine Topf vor jeder Benutzung 10 Minuten wässern. Je mehr Patina sich bildet, desto kürzer wird die Zeit des Wässerns.
Zweites Gebot: Immer mit ein bisschen Flüssigkeit garen. Dafür Wasser, Brühe oder Wein zu den Zutaten geben.
Drittes Gebot: Dampfsperre randvoll mit kaltem Wasser füllen, sobald der Deckel aufliegt. Nur so kann der Garprozess stattfinden. Durch das kalte Wasser kondensiert der aufsteigende Wasserdampf am Deckel schneller und läuft wieder nach unten.
Viertes Gebot: Nur mit mittlerer Hitze kochen. Das Material der Tajine speichert die Hitze lange und verteilt sie gleichmäßig im Inneren. Deswegen brauchst du starke Hitze nur anfangs beim scharfen Anbraten von Fleisch. Woran du erkennst, dass die Hitze im Inneren optimal ist? Sobald es stark aus der Tajine dampft. Das dauert ca. 10 Minuten – dann ist Wärmeverteilung perfekt.
Und wie funktioniert‘s im Ofen?
Den nordafrikanischen Schmortopf kannst du in der Regel auch prima im Backofen verwenden. Ähnlich wie einen Bräter oder Römertopf. Was es dabei zu beachten gibt?
Wichtig ist, dass der Topfboden gleichmäßig erhitzt wird. Denn ein schockartiger Temperaturwechsel kann zu Rissen im Material führen. Bedeutet für dich: Tajine nie kalt in den heißen Ofen geben. Am besten ist es, einige Zutaten wie Zwiebeln und Gemüse vorab im Topf anzubraten. Um ihn quasi auf „Betriebstemperatur“ zu bringen.
Anschließend den Backofen bei Ober-/Unterhitze nur leicht vorheizen. Gefüllten Topf hineingeben und Temperatur vorsichtig stufenweise erhöhen. So kann nichts schief gehen.
Aber auch hier gilt wieder: Individuelle Herstellerhinweise zum Garen im Ofen berücksichtigen.
Tajine kaufen – das gibt es zu beachten
Mal ist sie aus Ton, mal aus Keramik. Mal naturbelassen, mal glasiert. Mal größer, mal kleiner. Wie du da die richtige Tajine für dich findest? Mit diesen Punkten solltest du dich vor dem Kauf befassen.
Wie soll die Tajine verwendet werden?
So blöd es klingt – möchtest du in der Tajine kochen oder Speisen anrichten? Es ist nämlich so: Einige der Schmortöpfe eignen sich tatsächlich nur zum Servieren. Und wieder andere zum Garen auf dem Herd, auf dem Grill oder über Holzkohlefeuer. Wichtig ist also sich zu überlegen, wie und wo der Schmortopf zum Einsatz kommen soll. Dementsprechend immer die Herstellerangaben beachten. Lässt sich der Schmortopf nach deinen Vorstellungen verwenden, kommt er in die engere Auswahl.
Grundsätzlich gilt: Ist die Tajine zum Kochen geeignet, kannst du sie in der Regel auch im Ofen verwenden sowie auf fast allen Herdarten. Sogar auf Induktionsherden, vorausgesetzt der Topf ist entsprechend gearbeitet. Alternativ gibt es für einige Töpfe auch entsprechende Adapterplatte.
Ton, Keramik oder Gusseisen?
Du möchtest Tajine wie in Marokko kochen? In diesem Fall ist ein traditioneller Tajine Topf aus Ton oder Lehm perfekt für dich. Sie sorgen für ein authentisches Kocherlebnis und unvergleichliche „Tajine-Aromen“. Immerhin haben so schon die Nomaden vor unzähligen Jahren gekocht. Außerdem sind sie sehr vielfältig einsetzbar – ob auf dem Herd oder auf dem Grill. Aber bedenke: Vor der ersten und jeder weiteren Benutzung ist ein kleines bisschen Vorbereitung - wie z.B. das Wässern - nötig.
Das ist dir zu lästig? Alternativ gibt es jene Töpfe auch aus spezieller Keramik, Gusseisen oder Edelstahl. In diesen Fällen ist das Wässern meist nicht nötig. Du kannst also sofort mit dem Kochen loslegen. Zudem sind diese Materialien pflegeleicht und einige sogar für die Spülmaschine geeignet. Allerdings erhältst du die typischen Tajine-Aromen eben nur im echten Ton- oder Lehmtopf.
Glasierter oder naturbelassener Topf?
Ob glasiert oder unglasiert, das ist Geschmackssache. Beide Modelle haben ihre Vorteile. Die da wären?
Ganz klassische Töpfe sind naturbelassen, besitzen also die typische Ton- oder Lehmfarbe. Mit der Zeit bildet sich in ihnen eine Patina, eine natürliche Antihaftbeschichtung. Sie verhindert später, dass die Zutaten anbrennen und ermöglicht das Kochen mit weniger Öl. Zudem eignen sich jene Töpfe besser für begeisterte Grill- und Outdoor-Köche, bei denen es über direkter Flamme heiß hergeht.
Vollständig glasierte Töpfe hingegen sind strahlend bunt und ein Blickfang in der Küche. Bei einigen Modelle entfällt durch die Glasur das Wässern. Zudem verhindert die Beschichtung, dass die Zutaten anbrennen – bereits ab der ersten Verwendung. Aber: Unbedingt darauf achten, dass die verwendete Glasur hochwertig und lebensmittelecht ist. Ansonsten kann die Verwendung einiger Tajines eingeschränkt sein.
Die passende Größe finden
Genau wie „normale“ Kochtöpfe auch, gibt es Tajines in unterschiedlichen Größen. Welche für dich passend ist? Das kommt natürlich darauf an, wie viele Portionen darin Platz haben sollen. Als grober Richtwert gilt folgendes:
- 1 Portion: Topf mit Ø 20 cm
- 2-4 Portionen: Topf mit Ø 25-30 cm
- 6-8 Portionen: Topf mit Ø 35-40 cm
Tajine mit typischen Zutaten kochen
Möchtest du Tajine wie in Marokko kochen, dürfen einige Zutaten in deinem Topf nicht fehlen. Typisch sind Gerichte mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Fleisch oder auch Fisch. Natürlich gewürzt mit Aromen aus 1000 und einer Nacht. Hier die beliebtesten Tajine-Zutaten auf einen Blick für dich.
Keine Tajine ohne Gemüse und Hülsenfrüchte
In der marokkanischen Küche spielen Gemüse und Hülsenfrüchte eine wichtige Rolle. Deswegen dürfen sie auch in keiner Tajine fehlen. Grundsätzlich gilt: Dein Geschmack entscheidet. Besonders typisch sind aber diese Sorten:
- Zucchini
- Kartoffeln
- Möhren
- Auberginen
- Paprika
- Tomaten
- Bohnen
- Oliven
- Salzzitronen
- Kichererbsen
- Linsen
- Erbsen
Oft haben marokkanische Tajines noch eine süßliche Komponente dabei. Dafür wird gerne Trockenobst verwendet wie: Rosinen, Trockenpflaumen, Feigen, Datteln und Aprikosen. Wer den Mix aus süß und salzig nicht mag, lässt das Trockenobst einfach weg. Stattdessen auch mal Mandeln untermischen – diese Zutat ist ebenfalls typisch.
Tajine mit Fleisch und Fisch
Wenn du nicht gerade eine vegetarische Tajine wählst, mischen klassischerweise Fleisch oder Fisch im Topf mit. Sie runden den Mix mit Gemüse perfekt ab. Beliebte Sorten sind:
- Rindfleisch
- Hähnchen
- Lamm
- Hackfleisch in Form von Kefta (marokkanische Fleischbällchen)
- Meeräsche
- Seeteufel
- Kabeljau
- Schellfisch
- Wolfsbarsch
Tajine Gewürz – so schmeckt’s wie in Marokko
Genauso wichtig wie Fleisch und Gemüse sind die Gewürze. Erst sie machen dein Gericht zu dem, was es ist. Wer mag, kann bereits fertige Gewürzmischungen kaufen. Sie enthalten meist die typischen Aromen des Orients. Wer sein Gericht individuell verfeinern möchte, sollte zu diesen Gewürzen greifen:
- Kreuzkümmel
- Zimt
- Safran
- Paprikapulver
- Piment
- Chili
- Kardamom
- Fenchel
- Zatar - eine Gewürzmischung, die auch häufig für Manakish verwendet wird.
- Harissa (schwarfe Gewürzpaste)
Ebenfalls toll als Tajine Gewürz: Ras el Hanout. Das ist eine orientalische Würzmischung aus 20 verschiedenen Gewürzen. Darin enthalten sind beispielsweise Nelken, Rosenknospen, Muskat und Galgantwurzel. Auch lecker: Chermoula, eine nordafrikanische Marinade für Fleisch und Fisch. Meist besteht sie aus Öl mit Knoblauch, Koriander und verschiedenen Gewürzen. Die Rezeptur ist von Familie zu Familie verschieden.
Neben getrockneten Gewürzen kommen auch frische Kräuter zum Einsatz. Koriander, Petersilie und Minze spielen eine wichtige Rolle. Ebenso Aromenbringer wie frischer Knoblauch und Ingwer.
Unsere 8 leckersten Tajine-Rezepte für dich
Genug Theorie, jetzt geht’s ans Kochen und Schlemmen. Diese 8 Rezepte bringen dir Tajines wie in Marokko auf den Teller.
Tajine mit Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten
Wie dein Hähnchen richtig aromatisch wird? Ich sage nur so viel: Aromen von Knoblauch, Ingwer und Safran. Dazu mit Karotten, Zitrone und Koriander. Plus rote Oliven und ein Sud aus Weißwein. Klingt gut für dich? Zur Tajine mit Zitronenhähnchen
Gulasch mit Backpflaumen und Mandeln – klingt exotisch für dich? Ist es auch. Aber keine Sorge. Trau dich, diese Kombination schmeckt mehr als gut! Gewürze wie Zimt, Ingwer und Harissa runden das nordafrikanische Gericht perfekt ab. Zur Tajine mit Rindfleisch und Backpflaumen
Gesund, leicht und so lecker ist nur die Tajine mit mariniertem Fisch und Gemüse. Einfach Fenchel, Paprika und Zucchini in die Garschale schichten. Anschließend marinierten Kabeljau draufgeben und alles mit etwas Orangensaft, Fond und Wasser angießen. Deckel drauf und gemütlich schmoren lassen - yummy! Zur Tajine mit Fisch und Gemüse
Keine Berliner Buletten, sondern orientalische Kefta. Also Hackfleisch in Kombination mit Koriander und Harissa. Weil uns das aber noch nicht reicht, haben wir den kleinen Bällchen ein Sud aus Aprikosen, Mandeln, Ingwer, Zitrone, Zimt und Kümmel zur Seite gestellt. Ein Feuerwerk der Aromen quasi. Zur Kefta-Tajine mit Aprikosen und Mandeln
Das Geheimnis dieser cremigen Tajine? Garnelen, Fenchel und Schalotten werden zum Schluss mit Crème double verfeinert, was den Sud so herrlich sämig macht. Und für den "Wumms" sorgen Harissa und Koriander. Zur Garnelen-Tajine
Vegetarische Tajine
Süß küsst scharf und fruchtig küsst herzhaft - die Kombination aus Maronen, Kürbis und Aprikosen ist einfach unwiderstehlich gut. Gepaart mit scharfer Harissapasta ein absolutes Feuerwerk der Aromen. Zur Tajine mit Kürbis und Maronen
Unter dem Deckel dieser Tajine wartet ein wunderbarer Mix aus Kartoffeln, Kichererbsen und Spinat. Dazu ein paar Walnüssen und kräftige Aromen, die dein Gericht so verführerisch duften lassen. Welche das sind? Knoblauch, Kreuzkümmel, Cayennepfeffer und Muskatnuss. Zur Tajine mit Kartoffeln und Spinat
Wenn schon Linsen-Tajine, dann mit den roten Proteinlieferanten. Sie sind schnell gar, machen lange satt und schmecken wunderbar zu Paprika, Aubergine und Zucchini. Dazu noch ein kräftiger Gewürzmix – fertig ist ein Feuerwerk an Aromen! Fehlt nur noch ein Topping der Extraklasse: knusprige Salzmandeln, cremiger Joghurt und frischer Koriander.